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Die Kindern von Tschernobyl

AuthorJens Siegert, H.Böll Foundation
DateMarch 1993
Classification 2.34.8.14/01 (CHERNOBYL ACCIDENT - CONSEQUENCES SURROUNDINGS - CHILDREN’S HOLIDAYS)
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Vorwort Die Tragödie am Atomkraftwerk Tschernobyl liegt wie ein dunkler Schatten 
über Weißrußland. Jeder Vierte ist in diesem Land im Feuer des zweiten Weltkrieges 
umgekommen, jeder Vierte lebt heute hier auf radioaktiv verseuchtem Boden. 
Insgesamt sind es etwa 2,5 Millionen Menschen. Die anderen 8 Millionen Weißrussen 
essen die Lebensmittel, die in den verseuchten Gebieten produziert werden. Ein 
ganzes Volk trägt eine Zeitbombe in sich. Wann wird sie explodieren? In Zwei oder 
drei Generationen? Wird die Republik etwa zu einer Leprastation? Wird jemand von 
außerhalb unsere Kinder heiraten und das Risiko einer Mißbildung oder schweren 
Krankheit seiner Nachkommen eingehen? Was erwartet uns in fünf, zehn oder 
zwanzig Jahren? Das Volk ist lethargisch, eingeschlummert und gelähmt durch das 
Gerede der Staatsmänner, durch die offiziellen, beruhigenden Informationen. Erst drei
Jahre nach der Katastrophe erschienen erste, vage Keime der Auflehnung. Der Protest 
reifte heran und sprengte die Mauer des Schweigens um Tschernobyl. Das zweite 
Verbrechen wurde entlarvt, das Verbrechen der ehemaligen Parteiführung am Volk.
Die weißrussische gemeinnützige Stiftung "Den Kindern von Tschernobyl" wirkte 
seit 1989 in der Weißrussischen Volksfront mit, der erwachenden Opposition der 
Republik. Ein purer Ausdruck der Demokratie, eine Bürgerinitiative. Wir hatten viele 
Hindernisse zu überwinden im noch totalitären Staat. Wir suchten nach Wegen, den 
Kindern zu helfen, wir verlangten Offenheit und Wahrheit. Wir weckten Hoffnung 
und rüttelten wach. In einem Land, in dem alles im Umbruch ist und in dem der 
drohende wirtschaftliche Ruin den Willen der Menschen lähmt, ist der zerstörende, 
vernichtende Geist sehr stark. Es galt und gilt aber, Neues zu schaffen.
Steinchen für Steinchen, Schritt für Schritt sammelten wir Erfahrungen, gingen wir 
mühsam vorwärts. Auf diesem langen Weg fanden wir Freunde, und Herzen öffneten 
sich. Erst eineinhalb Jahre sind seit meinem ersten Interview vergangen. In dieser 
kurzen Zeit ist aus einer kleinen Gruppe von Menschen eine Hilfsorganisation 
geworden. Die Zeit der Illegalität ist zwar vorbei, aber es fehlt trotzdem nicht an 
Behinderungen und Verfolgungen. Mehrmals wurde die Stiftung 1991 von der 
Staatsanwaltschaft unter fadenscheinigen Anschuldigungen durchsucht. Wir hatten 
Angst um unsere Arbeit. Doch heute sind wir stolz, weil die Untersuchungen immer 
nur unsere einwandfreie Arbeit bestätigten.
Die Stärke unserer Stiftung liegt in der Selbsthilfe. Viele Menschen in den 
verseuchten Gebieten haben durch das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter 
der Stiftung und der vielen ausländischen Freunde wieder Mut gefaßt und versuchen 
sich selbst zu helfen.

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