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Wackersdorf ist tot-Es lebe La Hague?

AuthorGreenpeace
DateApril 1990
Classification 2.02.8.10/05 (FRANCE - LA HAGUE - GENERAL)
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EINLEITUNG

"Die Möglichkeit der Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente im Ausland 
stellt keine Alternative zur Wiederaufarbeitung im Inland dar. Zwar leistet die 
Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente im Ausland derzeit einen wichtigen
Beitrag zur Entsorgung, die langfristige Absicherung der Entsorgung erfordert 
jedoch, daß sich die Bundesrepublik Deutschland von der Auslandsentsorgung 
zum frühestmöglichen Zeitpunkt unabhängig macht."
Bericht der Bundesregierung zur Entsorgung der Kernkraftwerke und anderer 
kerntechnischer Einrichtungen (Bundestags-Drucksache, 1111632, 13.1.1988).

Fünfzehn Jahre lang war die Wiederaufarbeitung im Inland als die 
alleinseeligmachende Lösung des "Entsorgungsproblems" angepriesen worden. Das 
begann im April1974, nachdem die internationale (britisch-deutsch-französische) 
Kooperation zur Errichtung einer großen Wiederaufarbeitungsanlage nicht so recht 
vorangekommen war: Auf der Reaktortagung des Deutschen Atomforums 
präsentierte W.J. Schmidt-Küster vom Bundesministerium für Forschung und 
Technologie das "Integrierte Entsorgungskonzept". Dieses sah vor, 
Wiederaufarbeitung, Spaltstoffrückführung, Abfallbehandlung und 
Abfallendlagerung in einem abgestimmten System im Inland zu verwirklichen-
möglichst alles am selben Standort. Als Kapazität der Wiederaufarbeitungsanlage 
wurden 1.400 Jahrestonnen anvisiert; das Konzept sollte spätestens im Jahre 1985 
funktionsfähig sein.

Zwar haben die Pläne in dieser Form das Ende der 70er Jahre schon nicht mehr 
erlebt: Nach den "Gorleben-Hearings" der Niedersächsischen Landesregierung im 
Frühjahr 1979 wurde die Idee aufgegeben, alle Anlagen an einem Standort zu 
errichten, und die Kapazität der geplanten Anlage wurde kräftig zurückgeschraubt. 
Von Anfang an kam es zu Verzögerungen. Auch wurde 1979 erstmals offiziell zur 
Kenntnis genommen, daß Alternativen zur Wiederaufarbeitung möglich sind. Auf 
der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses der Regierungschefs von Bund 
und Ländern ließ das Bundesministerium für Forschung und Technologie von 1980 
bis 1984 im Kernforschungszentrum Karlsruhe die direkte Endlagerung von 
abgebrannten Kernbrennstoffen erforschen.

Aber die Grundlinie der "Entsorgungspolitik" blieb 15 Jahre lang erhalten: 
Schwerpunkt auf Wiederaufarbeitung, und zwar auf längere Sicht ausschließlich im 
Inland. 1985 wurde diese Linie sogar noch verstärkt gegen Alternativen abgegrenzt:
Anfang des Jahres erklärte die Bundesregierung (ohne Abstimmung mit den 
Regierungschefs der Länder), daß gemäß den Ergebnissen der Karlsruher 
Wissenschaftler die Direkte Endlagerung keine wesentlichen sicherheitsmäßigen 
Vorteile gegenüber der Wiederaufarbeitung biete. Sie sei daher nicht als Alternative 
zur Wiederaufarbeitung, sondern lediglich als deren Ergänzung (für spezielle 
Brennelemente, die nicht oder nur mit Schwierigkeiten aufgearbeitet werden 
könnten) weiter zu verfolgen.

Und nach einem Jahrzehnt erfolgloser Standortsuche in Niedersachsen, Rheinland-
Pfalzund Hessen sah es ab Mitte der 80er Jahre dann so aus, als hätte sich die 
glücklose Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen 
(DWK) auf den Standort Wackersdorf festgelegt und sei entschlossen, unter der 
Schirmherrschaft einer kernkraftbegeisterten  Bayerischen Landesregierung dort 
um jeden Preis durchzuhalten.

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