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Atomkraft? Nein Danke! Kalender '87

AuthorGöttinger AK gegen Atomenergie
Date1986
Classification 2.01.2.10/13 (GERMANY - ANTI-NUCLEAR MOVEMENT - GENERAL)
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Sowas wie ein Vorwort zum 10. Anti-Akw-Kalender!

Tschernobyl und die darauf folgende Demohochkonjunktur Ist vorbei. Was hat's 
gebracht-? Sicher das in Fragestellen der Atomtechnologie von einer großen Masse 
von Leute, zum großen Teil solchen aus dem links-intelektuellen Mittelstand, die auf 
einmal ihr trautes Heim in Gefahr sahen, und vom biologisch-dynamischen Gemüse 
auf Dosennahrung, wenn nicht sogar auf die guten, nicht verstrahlten, dafür aber 
blutgetränkten "Cape" -Früchte umstiegen (bischen arrogant, wa?).
Anderseits ließ die atomare Bedrohung viele Malocherlinnen relativ kalt, nach dem 
Motto "Ich atme an meinem Arbeitsplatz soviel chemische Dämpfe ein. Die Nahrung, 
der Boden sind so vollgepumpt mit Schwermetallen und Chemikalien, daß die ganze 
radioaktive Kacke den Kohl auch nicht mehr fett macht, also kann man/frau den Kohl
auch ruhig essen.
Aber Tschernobyl und damit die Atomtechnologie waren auch lange Zeit Gegenstand 
einer öffentlichen Diskussion. Viele Leute waren in Bezug auf Kernkraft äußert 
sensibilisiert. Außerdem lieferte Tschernobyl den Beweis eines der Hauptargumente 
der Anti-AKW-Bewegung, nämlich daß AKW's lebensbedrohend und 
unkrontollierbar sind. Dadurch wurde die Forderung nach Stilllegung aller AKW's 
stark unterstrichen. Der Super-Gau und die Zeit danach haben aber auch gezeigt, daß
wohl auch durch solche Katastrophen sich nichts Grundlegendes in den Köpfen der 
meisten Leute ändert. Beziehungsweise das es den Herrschenden relativ leicht gelingt, 
die öffentliche Diskussion auf andere Themen zu legen. Dieses Mal war's die 
Chaoten-Hetze die, die öffentliche Diskussion über Kernenergie verdrängte.
Die Anti-Akw-Bewegung wurde durch Tschernobyl gestärkt und hat an politischem 
Gewicht gewonnen. Aber der Fehler der Anti-AKW-Bewegung war es, daß sie oft bei 
der Forderung nach Stillegung aller AKW's stehen blieb und nicht genügend drauf 
hinwies, warum die Herrschenden ein Interesse an der Atomtechnologie haben bzw. 
hatten und welche Funktionen AKW's im kapitalistischen System (sowohl privat-
als auch staatskapitalistisch) zukommen, außerdem kaum eine politi·
sehe Auseinandersetzung Ober solche Problematiken führte. Und das in einem 
Moment, in dem breite Massen auch für solche Zusammenhänge sensibilisiert waren.

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